
Warum wir schockiert sind
Wir sind schockiert darĂŒber, dass zwei Menschen dem Hass einer anderen Person zum Opfer fielen. Und wir sind schockiert darĂŒber, dass 74 Jahre nach der NS-Zeit eine Synagoge in Deutschland zum Ziel eines Terroranschlags wurde, mit der Absicht, die Menschen aufgrund der Tatsache, dass sie Juden*JĂŒdinnen sind, zu töten.
Warum wir leider nicht ĂŒberrascht sind
Leider sind wir nicht ĂŒberrascht. Der Antisemitismus ist nach wie vor tief in der deutschen Gesellschaft verankert. Nicht nur in der rechtsextremen Szene, sondern auch â wie vor und wĂ€hrend des NS-Regimes â in allen Schichten. Tendenz steigend. Seit den letzten fĂŒnf Jahren nahmen Angriffe auf Juden*JĂŒdinnen und jĂŒdische Einrichtungen auf der ganzen Welt zu. Diese Entwicklung ist kein Zufall. Der Aufschwung des weltweiten Rechtspopulismus bietet den NĂ€hrboden fĂŒr die Radikalisierung der rechtsextremen Szene und rĂŒckt dieses Gedankengut in die Mitte der Gesellschaft. Wenn die AfD in Reden den Holocaust relativiert und schönredet, schafft sie damit BEWUSST ein Klima gegen Juden*JĂŒdinnen. Diese Partei ist drittstĂ€rkste Partei im Bundestag und in allen Landtagen vertreten. Antisemitismus und die Herabsetzung und Diskriminierung von bestimmten Bevölkerungsgruppen sind damit Bestandteil der politischen Praxis in Deutschland. Grund fĂŒr den Anschlag in Halle ist kein krankhaft gedanklicher Auswuchs eines psychopatischen âEinzeltĂ€tersâ, sondern eine gesellschaftliche Entwicklung der letzten Jahre, die sich auf strukturelle Ausgrenzung von Minderheiten und das SchĂŒren von Hass gegen diese Personen beruft.
Warum wir jetzt alle gefragt sind
Es darf nicht sein, dass Menschen aufgrund ihrer Religion/Herkunft oder ihres Geschlechts ihr Leben bedroht sehen mĂŒssen. Lasst euch nicht mit dem âEinzeltĂ€terâ-Argument abspeisen. Es gilt, die Struktur, die solchen Taten zu Grunde liegt, zu durchbrechen. Geht auf Demonstrationen und Gegenveranstaltungen. SchlieĂt euch Organisationen an. Beweist Zivilcourage im privaten GesprĂ€ch und geht gegen antisemitische und diskriminierende ĂuĂerungen vor und hinterfragt immer wieder eure eigenen Gedanken und euer Weltbild.