31.01.2020
Die „Lichtenberger Platte“ wurde heute geräumt. Neues „Zuhause“ der Bewohner*innen ist eine Notunterbringung in Karlshorst.
Heute Vormittag gegen 10.00 Uhr mussten die Bewohner*innen der „Lichtenberger Platte“ ihr Hab und Gut packen und das Camp am Lichtenberger Bahnhof verlassen. Zwei Karuna-Mobile fuhren die Bewohner*innen in die am Tag zuvor eröffnete Unterkunft in Karlshorst. Was hier stattfand, kann bestimmt als verhältnismäßig faire Räumung bezeichnet werden. Die Bewohner*innen wurden zwei Wochen im Vorfeld informiert, es gab keine Polizei und kein Ordnungsamt. Die Menschen wurden zusammen mit ihren wichtigsten Habseligkeiten in eine neue Unterkunft gebracht. So viel zum Positiven.
Es ist, was es ist: Verdrängung und Zwangsräumung
Dieser Vorfall demonstriert nichtsdestotrotz den grundsätzlich perfiden Umgang mit obdachlosen Menschen und die gängige Verdrängungspraxis dieser Bevölkerungsgruppe. Keine*r der Bewohner*innen ging freiwillig. Sie mussten ihr Zuhause verlassen, weil Außenstehende es nun mal so wollten. In diesem Fall ist das die Deutsche Bahn, der der Bahnhofsvorplatz gehört. Der Platz soll bebaut werden und die dort lebenden Menschen sollen so schnell wie möglich verschwinden. Obwohl die Räumung schon seit Monaten absehbar war, hat auch die Politik versagt, einen gleichwertigen Ersatz zu finden. Das neue „Zuhause“ der ehemaligen Platte-Bewohner*innen ist die Notunterkunft Köpenicker Allee 146-162, die – ursprünglich für Geflüchtete geplant – jetzt zur Unterkunft für Wohnungslose umfunktioniert wurde. Da es sich hier um ein Projekt der Kältehilfe handelt, müssen die Bewohner*innen die Einrichtung ab Mai wieder verlassen. Was danach kommt, weiß noch niemand.
Die „Lichtenberger Platte“- eigentlich ein vorbildliches Projekt
Dabei galt das Camp am Lichtenberger Bahnhof als Vorzeigeprojekt. Es entstand letztes Jahr nach der Schließung des Kältebahnhofs. Viele, die während des Winters in der Unterführung geschlafen haben, haben sich hier neu eingerichtet. Der Bezirk Lichtenberg verfolgte eine Politik, bei der die Bewohner*innen nicht verdrängt, sondern mit der Unterstützung von Sozialarbeiter*innen in den Kiez integriert werden sollten. Aber die Deutsche Bahn wollte es anders und hat als Eigentümer des Geländes das Gesetz auf ihrer Seite. Mit dem Senat wurde schließlich die Räumung am 31.01.2020 vereinbart und die „Lichtenberger Platte“ ist seit heute Geschichte.
Weitere Infos zum Thema:
https://taz.de/Obdachlosigkeit-in-Berlin/!5620823/
https://www.berlin.de/ba-lichtenberg/aktuelles/pressemitteilungen/2020/pressemitteilung.888509.php