Zum rechtsextremistischen Terroranschlag in Halle

CC BY-ND Foto von Pixelmädchen6 https://www.flickr.com/photos/aerosmith6/40996555664

Warum wir schockiert sind

Wir sind schockiert darüber, dass zwei Menschen dem Hass einer anderen Person zum Opfer fielen. Und wir sind schockiert darüber, dass 74 Jahre nach der NS-Zeit eine Synagoge in Deutschland zum Ziel eines Terroranschlags wurde, mit der Absicht, die Menschen aufgrund der Tatsache, dass sie Juden*Jüdinnen sind, zu töten.

Warum wir leider nicht ĂĽberrascht sind

Leider sind wir nicht überrascht. Der Antisemitismus ist nach wie vor tief in der deutschen Gesellschaft verankert. Nicht nur in der rechtsextremen Szene, sondern auch – wie vor und während des NS-Regimes – in allen Schichten. Tendenz steigend. Seit den letzten fünf Jahren nahmen Angriffe auf Juden*Jüdinnen und jüdische Einrichtungen auf der ganzen Welt zu. Diese Entwicklung ist kein Zufall. Der Aufschwung des weltweiten Rechtspopulismus bietet den Nährboden für die Radikalisierung der rechtsextremen Szene und rückt dieses Gedankengut in die Mitte der Gesellschaft. Wenn die AfD in Reden den Holocaust relativiert und schönredet, schafft sie damit BEWUSST ein Klima gegen Juden*Jüdinnen. Diese Partei ist drittstärkste Partei im Bundestag und in allen Landtagen vertreten. Antisemitismus und die Herabsetzung und Diskriminierung von bestimmten Bevölkerungsgruppen sind damit Bestandteil der politischen Praxis in Deutschland. Grund für den Anschlag in Halle ist kein krankhaft gedanklicher Auswuchs eines psychopatischen „Einzeltäters“, sondern eine gesellschaftliche Entwicklung der letzten Jahre, die sich auf strukturelle Ausgrenzung von Minderheiten und das Schüren von Hass gegen diese Personen beruft.

Warum wir jetzt alle gefragt sind

Es darf nicht sein, dass Menschen aufgrund ihrer Religion/Herkunft oder ihres Geschlechts ihr Leben bedroht sehen müssen. Lasst euch nicht mit dem „Einzeltäter“-Argument abspeisen. Es gilt, die Struktur, die solchen Taten zu Grunde liegt, zu durchbrechen. Geht auf Demonstrationen und Gegenveranstaltungen. Schließt euch Organisationen an. Beweist Zivilcourage im privaten Gespräch und geht gegen antisemitische und diskriminierende Äußerungen vor und hinterfragt immer wieder eure eigenen Gedanken und euer Weltbild.

Eure Berliner Obdachlosenhilfe e.V.