Schutzlos ausgeliefert – über Gewalt gegen obdachlose Menschen

09.01.2020

In der Nacht zum Dienstag wurde eine obdachlose Person in einer Bankfiliale beim Schlafen angezündet. Das Opfer kam mit einer schweren Brandverletzung am Bein ins Krankenhaus. Als Täter wird ein Bekannter des Opfers vermutet.

An diesem Vorfall zeigt sich eine der vielen Schattenseiten des Lebens auf der Straße. Wenn für Menschen der öffentliche Raum zum Schlafplatz wird, haben sie nur sehr begrenzte Möglichkeiten, sich vor Diebstahl, Übergriffen oder Gewalt zu schützen. Personen ohne festen Wohnsitz sind demnach besonders häufig Opfer von Straftaten.

Eine Anfrage der Linken-Fraktion aus dem Jahr 2017 ergab, dass sich die Zahl der Straftaten gegen obdachlose Personen gegenüber dem Jahr 2011 auf 1400 verdoppelt hat. Wobei außerdem von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen wird.

Um die Betroffenen besser zu schützen, kann an vielen Stellen geschraubt werden:

Die Verdrängung obdachloser Menschen aus dem öffentlichen Raum nimmt ihnen ihre bedarfsmäßigen Schutzräume, wie Häusereingänge, Bahnhofshallen oder Banken. Ebenso verhält es sich mit Zwangsräumungen von informellen Camps, wo die Personen gezwungen sind, eine schützende Community aufzugeben. Wir fordern demnach einen Stopp von Zwangsräumungen und sprechen uns gegen die Verdrängung wohnungsloser Personen aus.

Wir verlangen die Förderung von Notübernachtungsstellen mit einer geringen Besucher*innenzahl, anstelle von Massenunterbringungen. Denn hier besteht eine erhöhte Gefahr vor Straftaten, wie beispielsweise Diebstahl.

Wir schließen uns den Forderungen der BAG W nach einer „Förderung präventiver und nachsorgender Konzepte und Maßnahmen sowie konsequente[r] Strafverfolgung zur Eindämmung von Gewalt“ an.

Wir fordern die Politik zu einem radikalen Umdenken in der Wohnungspolitik auf. Das bedeutet in erster Linie einen Stopp von Zwangsräumungen, den Ausbau sozialen Wohnungsbaus und eine mieter*innenfreundliche Politik, die Menschen vor dem Verlust ihrer Wohnung bewahrt.

Denn eine Wohnung bietet neben Hygiene, Wärme und Privatssphäre vor allem Schutz – ein Recht, das allen Menschen zusteht.

Eure Berliner Obdachlosenhilfe e.V.

Quellen und weitereführende Informationen zum Thema:

https://www.welt.de/…/Zunehmende-Gewalt-gegen-Obdachlose-Ta…

https://www.spiegel.de/…/berlin-schlafender-obdachloser-ang…

https://www.tagesspiegel.de/…/1400-straftaten…/22958570.html