Ausbeutung von obdachlosen Menschen

Die Ausbeutung von Menschen aus Osteuropa ist in Deutschland Alltag. In unsicheren Beschäftigungsverhältnissen arbeiten sie vor allem auf dem Bau, in der Pflege, in der Fleischindustrie und in der Logistik. Oft sind die Jobs verbunden mit körperlicher und psychischer Gewalt am Arbeitsplatz. Der Mindestlohn wird umgangen oder es wird überhaupt kein Lohn bezahlt. Wegen Sprachbarrieren, hoher Prozesskosten oder weil die eigenen Rechte schlicht nicht bekannt sind, ist es meistens nicht möglich, ihre Ansprüche einzuklagen.

Viele dieser Menschen leben auf der Straße, in Zelten oder in ihren Autos, weil sie sich keine Wohnung leisten können. Wenn das Geld auch für Essen nicht ausreicht, kommen sie zu unseren Ausgabestellen oder anderen Angeboten der Obdachlosenhilfe. Möglich wurden diese Zustände erst durch eine Gesetzesänderung 2016, mit der Arbeitsministerin Andrea Nahles durchsetzte, dass Menschen aus dem EU-Ausland erst nach fünf Jahren Sozialleistungen bekommen. Während dieser Zeit sind sie auf jede Beschäftigung angewiesen, um zu überleben.

Der Paketdienst Hermes ist momentan in einen solchen Fall verwickelt: Subunternehmen sollen gezielt obdachlose Personen angeworben haben, um sie zu extrem schlechten Bedingungen und weit unter dem Mindestlohn für sich Pakete ausliefern zu lassen

Es wirkt zynisch, wenn angesichts dieser Verhältnisse Stimmung gegen Menschen aus Osteuropa gemacht wird. Demnach würden sie „Sozialtourismus“ in Deutschland betreiben. Politiker*innen wie Stephan von Dassel würden sie am Liebsten wieder in ihre Heimatländer abschieben.

Wir sagen: Es ist genug für alle da. Niemand muss in Armut oder auf der Straße leben. Wir wollen ein gutes Leben für alle, unabhängig von Herkunft, Geschlecht oder Einkommen!

Foto von Marco Verch https://www.flickr.com/photos/149561324@N03/45778713931/in/photostream/

Mehr Infos zu den Arbeitsverhältnissen von Menschen aus Osteuropa in Deutschland hier:

https://www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/obdachlose-ausgebeutet-paketdienste-100.html

http://www.faire-mobilitaet.de/aktuell

https://berlin.fau.org/kaempfe/mall-of-shame